SAUERBRUCH HUTTON ARCHITEKTEN

"Die größte Herausforderung ist für uns immer, die gewünschte Farbe auf das entsprechende Material zu übertragen. Wir haben NBK während dieses Prozesses mehrfach besucht. Es blieb ein bis zum Ende dynamischer Prozess, denn keine einzelne Farbe kann vor den anderen freigegeben werden, weil jede Farbe wiederum die anderen Farben beeinflusst."

M9 Museo, Mestre, Italia
M9 Museo, Mestre, Italia

Brandhorst Museum:
Die vielfältige Wirkung der 23 Farben bei Brandhorst entsteht durch ihre Kombination. Hinzu kommt, dass die Keramikstäbe, die in drei Farbfamilien gruppiert sind, vor einer horizontal gefalteten Blechhaut liegen, die entsprechend den Farbfamilien ebenfalls in jeweils zwei Farben gefärbt ist. Die drei Farbfamilien haben unterschiedliche Tonalität und sind so auf dem Gebäude angeordnet, dass es optisch wirkt, als bestehe das Haus aus drei ineinander verzahnten Einzelvolumen. Blickt man frontal auf die Fassade, hat die Zweifarbigkeit der Blechhaut einen sehr starken Effekt. Je nach Farbe der Stäbe und der Blechhaut und deren gegenseitiger Wirkung treten manche der Farben hervor, während andere vom Hintergrund absorbiert werden. Die Horizontalität des gefalteten Blechs kommt als zusätzliche Ebene zum Vorschein und ist teilweise dominanter als die Stäbe im Vordergrund. Durch seine Länge und die Tatsache, dass es von Straßen umgeben ist, sieht man das Gebäude normalerweise anamorph. Man sieht nur die Keramikstäbe, ihre
Zwischenräume „verschwinden“, die farbige Haut erschient als eine solide Fläche. Die Stäbe sind aber so arrangiert, dass sie in jeder der Farbfamilien Wolken bilden, die dieser „soliden“ Oberfläche Tiefe geben.
Ebenso spielt die Distanz eine Rolle: Von Weitem erscheint das Gebäude neutral, weil sich die einzelnen Stäbe zu einer großen Masse zusammenziehen, deren Farbe sich aus den verschiedenen Farben zu einer neutralen Farbe mischt. Nähert man sich, kommen die einzelnen Schichten mehr und mehr zum Vorschein, bis man aus nächster Nähe dann selbst die Tiefe der Keramikglasur wahrnehmen kann. So ergeben sich vielfache
Lesarten, und mit der Bewegung des Betrachters scheint das Gebäude zu oszillieren, seine Oberfläche wird durch die Farben nahezu entmaterialisiert.
Die größte Herausforderung ist für uns immer, die gewünschte Farbe auf das entsprechende Material zu übertragen. Anhand von bestehenden Mustern, anderen Farbreferenzen und Produktsammlungen erläutern wir einer Firma unsere Vorstellungen, damit sie unser Gesamtkonzept versteht und im Auge behält. Das ist sehr wichtig, denn letztendlich sind wir vom Auge des
Herstellers abhängig – egal ob es sich um Glas, Keramik oder andere Materialien handelt. Im Fall von Brandhorst haben wir NBK während dieses Prozesses mehrfach besucht, dazwischen gab es ungefähr zehn bis zwölf schrittweise Abänderungen der Farbfamilien. In manchen Fällen konnten wir die „Unregelmäßigkeiten“ als eine andere Farbe uminterpretieren. Es blieb
ein bis zum Ende dynamischer Prozess, denn keine einzelne Farbe kann vor den anderen freigegeben werden, weil jede Farbe wiederum die anderen Farben beeinflusst.
Louisa Hutton

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